Subaru feiert Jubiläum und weltweit Erfolge
Vor rund 70 Jahren stellte das Unternehmen seinen ersten Automobil-Prototypen vor
Das war damals der 4,24 Meter lange Subaru P-1, der jedoch nie in die Serienproduktion ging. Aber der Anfang war gemacht, für ein Unternehmen, das rund 70 Jahre später jährlich rund eine Million Fahrzeuge weltweit verkauft und als Marktführer von allradgetriebenen Fahrzeugen gilt. Die wahren Anfänge der Geschichte liegen aber im Flugzeugbau. Bereits 1917 gründete Chikohei Nakajima im japanischen Ota ein Versuchslabor für den Flugzeugbau, aus dem sich die Nakajima Aircraft Co. Ltd. entwickelte.
Sie belieferte die japanische Luftwaffe mit Motoren und Flugzeugen, wurde nach dem zweiten Weltkrieg aber zerschlagen und in kleinere Firmen aufgeteilt. Fünf dieser Unternehmen, darunter ein Automobilhersteller, schlossen sich 1953 zur Fuji Heavy Industries (FHI) zusammen. Heute bestimmt das Automobil zu mehr als 90 Prozent das Geschäft des Konzerns, der zum 100. Geburtstag von Fuji Heavy Industries in Subaru Corporation umbenannt wurde.
Das Jahr 1958 markiert für die Subaru Corporation einen ersten Meilenstein: Mit dem Subaru 360 wurde ein Kleinwagen präsentiert, ein „Volkswagen“, der in die Serienproduktion ging. Das 2,99 Meter lange Fahrzeug war sogar ein Viersitzer, kam mit einem 11,7 kW/16 PS luftgekühlten Zweizylinder voran und wog nicht mal einen Zentner. Im Jahre 1966 hatte der Subaru 1000 sein Debüt im Land der aufgehenden Sonne. Das Fahrzeug selbst war kein besonderes Highlight, ein praktischer Kleinwagen eben. Doch ein Highlight lauerte unter seiner Motorhaube: Subaru hat dem Fahrzeug einen Boxermotor – bei dem die Zylinder nicht in Reihe oder in V-Form angeordnet sind, sondern sich gegenüber liegen – spendiert. Und an dieser Technik hält der japanische Hersteller bis heute weitgehend fest.
Ziel der Entwicklung Mitte der 1960er Jahre war es gewesen, einen möglichst flachen Antrieb zu konstruieren. Und das gelang Yoshio Akiayama, damals Ingenieur im Bereich Motorentechnik bei Subaru, auch recht schnell – genau mit diesem Boxer, der gegenüber anderen Antrieben interessante Vorteile hat. Zunächst einmal lässt sich dieser Motor tief in den Motorraum integrieren. Damit werden ein besonders niedriger Fahrzeugschwerpunkt und gute Stabilität erreicht. Seine gegenläufig angeordneten Zylinder erzeugen einen idealen Massenausgleich. Der Motor gefällt mit höherer Laufruhe und geringeren Vibrationen im Vergleich zu anders aufgebauten Triebwerken.
Bald gab es auch andere Hersteller wie beispielsweise VW, die Fahrzeuge mit Boxermotoren auf den Markt brachten. Doch schon bald verabschiedeten sich die einzelnen Marken wieder von diesem Motor, der durch seine Bauart kostenintensiver ist als andere Konstruktionen. Alle – bis auf eine Marke: Subaru hält bis heute am langlebigen und besonders zuverlässigen Boxer fest. Zunächst waren das Benziner; seit 2008 wurden auch Diesel-Boxer angeboten – leider aus dem Programm genommen, seit Dieselmotoren als Umweltsünder und abgeschafft gelten. Dem wollte sich Subaru nicht entziehen.
Tradition bei Subaru ist neben dem Boxermotor aber auch der mit diesem kombinierte symmetrische Allradantrieb. Bereits 1972 kam mit dem Leone Station Wagen erstmals ein Fahrzeug mit einer solchen Antriebstechnik auf den Markt. Dabei sind die Hauptkomponenten Motor, Getriebe und Achsantrieb in einer Linie in der Mitte des Fahrzeuges angeordnet. Daraus resultiert eine ausgeglichene Gewichtsverteilung, die einen gleichmäßigen Antriebsfluss und ein neutrales Fahrverhalten ermöglicht. In der Folgezeit hat sich dieser Antrieb als so erfolgreich erwiesen, dass Subaru zum weltweit größten Produzenten von Allrad-Pkw avancierte. Seither konnte der japanische Hersteller weltweit rund 23 Millionen dieser Fahrzeuge verkaufen.
In Deutschland kam Subaru erst 1980 zum Zuge – die Subaru Deutschland GmbH in Bad Hersfeld wurde gegründet, konnte damals aber nur ein sehr übersichtliches Modellprogramm vorweisen. Im selben Jahr noch suchte der Jäger Hans Willibald aus Bad Tölz ein geeignetes Auto für Straße, Wald und Flur und kaufte sich den damals in Deutschland noch unbekannten Subaru 1800 4WD. Von der Technik überzeugt, wurde er kurz darauf der erste Subaru-Händler in Deutschland. Als die Kapazitäten am Standort Bad Hersfeld erschöpft waren, kaufte Subaru 1985 ein großes Gelände in Friedberg und verlagerte seinen Sitz dorthin. Und auch heute noch ist Subaru in Friedberg angesiedelt und kümmert sich um rund 150 Händlerbetriebe und 230 Servicepartner in Deutschland. Hier werden Mitarbeiter geschult, und hier landen die ersten Fahrzeuge aus Übersee an, nachdem sie das Auto-Terminal in Bremerhaven passiert haben.
Derzeit umfasst die Subaru-Modellpalette sechs Baureihen: Forester, Outback, XV, Impreza, Solterra und BRZ. Das SUV Forester – heißt: Förster oder Forstarbeiter – ist erstmals 1997 angetreten. Heute ist seine fünfte Generation auf dem Markt, die vor einem Jahr ein Facelift erhielt. Nach wie vor ist dieses Fahrzeug einer der Bestseller der Marke. Und nicht nur Förster schwören auf ihn, auf seine hervorragenden Geländeeigenschaften. Zum Outback: Es basiert auf dem Legacy, wurde in Deutschland 1996 als Subaru Legacy Outback in Deutschland eingeführt. Seit 1999 ist der Outback ein eigenständiges Modell. Er ist gegenwärtig in sechster Generation auf dem Markt und kann als ein Reisefahrzeug, mit dem man auch im Gelände gut zurechtkommt, beschrieben werden.
Zumeist werden solche kompakten Crossover mit Zweiradantrieb angeboten, wobei auch eine Version mit Allradantrieb verfügbar sein kann. Nicht so bei Subaru, nicht beim XV. Selbst das Basismodell rollt als Allradler mit einer Bodenfreiheit von 22 Zentimetern vom Band und bietet eine erstaunliche Geländegängigkeit. Erstmals an Bord jedes XV ist das Allrad-Managementsystem X-Mode.
X-Mode koordiniert Motormanagement, Allradantrieb und Bremskraft und stellt eine Berganfahr- und Bergabfahrhilfe bereit. Ohne dass Brems- oder Gaspedal betätigt werden müssen, klettert der XV damit sicher im steilen Gelände bergauf und bergab. Das System kann per Tastendruck zugeschaltet werden und sorgt zudem bis Tempo 30 auch auf schlechtem Untergrund für beste Traktion.
Das stufenlose CVT-Getriebe kümmert sich stets um die optimale Drehzahl. Denn durch die stufenlose Anpassung der Übersetzung ohne Zugkraftunterbrechung kann der Motor stets im verbrauchsgünstigsten Kennfeldbereich betrieben werden. Daraus ergeben sich Verbrauchswerte auf dem Niveau von optimal bedienten Handschaltgetrieben.
Den Subaru Impreza gibt es seit 1992. Seit diesem Jahr ist das Fahrzeug in Europa auf dem Markt. Seine Besonderheit: Der Impreza ist ein kompaktes Familienauto, auf dessen Basis der erfolgreiche Rallye-Sportler mit blauem Lack und goldenen Felgen, auffälliger Hutze auf der Haube und noch auffälligerem Heckflügel entwickelt wurde.
Ebenfalls aktuell im Programm von Subaru ist die Neuauflage des BRZ. Lange war unklar, ob er überhaupt in Europa auf den Markt kommen sollte. Doch Subaru hat es gewagt und verkauft den kompakten Sportler seit einem Jahr auch in Deutschland. Seine Besonderheit: Ausnahmsweise ist er mit Heckantrieb ausgestattet. Das mit 1275 Kilogramm leichte Fahrzeug leistet 172 kW/234 PS ist gilt als kurvengierige Fahrmaschine. Vielleicht die letzte ihrer Art mit Verbrenner bei Subaru. Das wäre wirklich schade. Aber vielleicht überlegt man inzwischen – wie beispielsweise bei Jaguar, Land Rover und Mercedes-Benz – auch bei Subaru, nicht mehr ausschließlich auf eine Elektrifizierung zu setzen.
Bislang plant Subaru, im Jahre 2028 400 000 Elektroautos von den Bändern rollen zu lassen. Erster reiner E-Spross der Marke ist der Solterra. Der 4,6 Meter lange Mittelklässler ist ein Crossover, der gemeinsam mit Toyota entwickelt wurde. Doch nur der Subaru-Abkömmling ist mit Allradantrieb über zwei Elektromotoren mit jeweils 80 kW/109 PS ausgestattet. Die Systemleistung wird mit 160 kW/218 PS, die Reichweite mit 466 Kilometern angegeben. Der 71,4-kWh-Akku soll das bewirken.
Im Kurztest, natürlich mit laufender Klima- und Audioanlage, war abzusehen, dass die 466 Kilometer ein Laborergebnis darstellen. Aber dabei ist dieses Fahrzeug kein Einzelfall. Immerhin waren 380 elektrische Kilometer drin, bevor dann aber dringlich eine funktionierende und möglichst schnelle Ladestation gefunden werden musste. Doch man sollte auch an den Winter und das Heizen denken. Dann wird sich der Verbrauch natürlich erhöhen, und das Laden dauert auch am Schnelllader noch länger.
Die E-Motoren des Solterra entwickeln ein maximales Drehmoment von 337 Nm. Damit ist der Crossover sehr ordentlich aufgestellt und kann überraschende Sprints inszenieren. Von Null auf Tempo 100 geht es in 6,9 Sekunden. Das blitzschnell mögliche Überholen auf Landstraßen macht Laune und sorgt für Sicherheit. Auf der Autobahn jedoch wird man quasi ausgebremst: Um den Verbrauch nicht enorm zu steigern, wird die Höchstgeschwindigkeit bei 160 km/h elektronisch abgeregelt.
Für die Sicherheit stehen zahlreiche aktive und passive Fahrassistenzsysteme zur Verfügung: der Notbremsassistent mit Fußgängererkennung, der aktive Spurhalteassistent, die Verkehrszeichenerkennung, der intelligente Geschwindigkeitsbegrenzer, Totwinkel-, Spurwechsel- und Querverkehrsassistent sowie der Aufmerksamkeits- und Müdigkeitswarner. Erstmals kommt das Subaru Safety Sense zu Einsatz, das verschiedene Assistenzsysteme miteinander verknüpft und so für größtmögliche Fahrsicherheit sorgen soll.
Leider ist auf die Verkehrszeichenerkennung nicht immer Verlass. Das kann schnell mal ins Auge gehen. Aber solche Details werden künftig optimiert werden müssen. Ebenso wichtig ist es, E-Autos mit verlässlichen Reichweiten anzubieten. Das kann der Hersteller. Und es braucht noch deutlich mehr intakte Schnellladestationen, damit die Fahrt in den Urlaub nicht stundenlang unterbrochen werden muss. Das können die Industrie und die Politik.
Eva-Maria Becker
Fotos: Werk
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