Mercedes-Benz E 300 e
Treuer und teurer Reisebegleiter
Im Rahmen eines Facelifts der E-Klasse – die offiziell nicht in die Oberklasse gehört, aber durchaus als solche wahrgenommen wird – hat Mercedes-Benz unter anderem die Antriebstechnik überarbeitet. Es werden zwei neue Plug-in-Hybride mit stärkeren Akkus angeboten, einer in Kombination mit einem Benziner und einer mit einem Dieselaggregat. Wir fuhren im Kurztest die Benziner-Version E 300 e.
Was nach dem Start als Erstes auffällt: Der 300 e ist kaum zu hören, weder im Innenraum, noch außen. Klar: Er startet ja auch mit einem Elektromotor. Und mit dem startet er auch durch, wenn die Ampel auf Grün schaltet. Das große und schwere Auto ist weg wie der Blitz. „Normale“ Benziner oder auch Selbstzünder haben das Nachsehen.
So jedenfalls fühlt sich wahrer Luxus im Fahrzeug an: Starker Antritt und Durchzug, unangestrengt und komfortabel. Allerdings ändert sich die akustische Anmutung nach 56 Kilometern – so weit soll der E 300 e maximal rein elektrisch fahren können. Doch auch danach, wenn der Ottomotor seine Arbeit aufnimmt, bleibt es im Innenraum angenehm ruhig. Nach wie vor ist die E-Klasse hervorragend gedämmt. Auch Wind- und Abrollgeräusche sind nur dezent wahrnehmbar
Wer meist nur im Stadtverkehr unterwegs ist, kann das weitgehend nur mit dem E-Motor erledigen. Über Nacht wird der Akku aufgeladen, und diese Ladung reicht über den Tag. Also für Fahrten zum Supermarkt, Arzt, zum Fußballplatz, zum Kindergarten und so weiter. Doch selbst für einen Wochenendeinkauf tut es auch ein kleiner Plug-in-Hybrid – davon gibt es heutzutage eine Vielzahl von Modellen, die sich zudem leichter einparken lassen.
Eigentlich war und ist die E-Klasse nämlich vor allem ein tolles Reisefahrzeug, mit dem sich lange Strecken bequem abspulen lassen. Die Sitze sind bequem und bieten einen guten Seitenhalt. Das Fahrwerk ist ausgezeichnet abgestimmt und „schluckt“ selbst die groben Unebenheiten schlechter Wegstrecken. Die Lenkung arbeitet präzise und angenehm direkt.
Die starke Power des Fahrzeugs – die Systemleistung beträgt 235 kW/320 PS – ermöglicht, dass es leichtfüßig auf Tempo kommt und damit hohe Sicherheit beim Überholen, vor allem auf Landstraßen, bietet. Die Fahrleistungen können sich sehen lassen: In 5,8 Sekunden beschleunigt der E 300 e aus dem Stand auf Tempo 100; die Spitze wird bei 250 km/h erreicht.
Einen wichtigen Beitrag dazu leistet die Neungang-Wandlerautomatik, die die Fahrstufen unmerklich wechselt. Wer dann im Sportmodus über kurvige Landstraßen eilt, kann schnell vergessen, dass er in einer Businesslimousine sitzt und nicht in einem Sportwagen.
Aber dann, wenn das Fahrzeug über die Autobahn getrieben wird und ständig beschleunigt, ist das Kraftstoff-Sparpotential dahin. Dann sollte man mit einem Verbrauch von bis zu zehn Litern Super rechnen. Und dann ist dieses Fahrzeug nicht klimafreundlicher als eins mit reinem Benziner-Antrieb. Im Alltagsgebrauch – im Stadtverkehr, auf Landstraßen und auf der Autobahn – liefen in der Realität, in unserem Kurztest – zwischen sieben und acht Liter pro 100 Kilometer durch.
Mit der Umstellung auf die neue Hybrid-Generation hat Mercedes-Benz den Energiegehalt des Akkus von 6,4 auf 13,5 kWh vergrößert und die Zellchemie verändert. Aktuell werden Lithium-Nickel-Mangan-Cobalt-Akkus eingebaut, die aber leider den Gepäckraum gegenüber den Modellen mit reinem Ottomotor reduzieren: Er fasst 370 Liter – das sind 170 Liter weniger.
Doch nicht nur der Antrieb der E-Klasse wurde überarbeitet. So kommen nach dem Facelift unter anderem LED- statt der Halogenscheinwerfer sowie ein um Welten besseres Infotainmentsystem zum Einsatz. Letzteres funktioniert am einfachsten über die Sprachbedienung mit „Hey Mercedes!“. Und das klappt wirklich in der E-Klasse! Etwa auf die Ansage „Mir ist kalt!" wird die Heizung hochgedreht.
Was kostet nun das Vergnügen im E 300 e? Das Basismodell gibt es ab 57 637 Euro. Mit allem, was es als Extras mit Aufpreis gibt, kommt man leicht über 90 000 Euro. Allein für der matte graue Lack unseres Testfahrzeugs, der allerdings super aussieht, kostet 3300 Euro extra.
Eva-Maria Becker
Fotos: Mercedes-Benz
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